Schlagwortarchiv für: Kreisverband

Neujahrsempfang 2025 auf dem Feldberg

Es könnte kaum einen besseren Ort für einen Überblick über die politische Landschaft zwei Wochen vor der Bundestagwahl geben als vom Gipfel des Feldbergs aus. Insofern war es schon sehr vorausschauend, dass unser Kreisverband Hochtaunus am Sonntag, den 9.2., zum Neujahrsempfang ins Feldberghaus geladen hatte. Vor vollem Haus mit über 70 Teilnehmenden führte Patricia Peveling (Königstein/Ts.) bei Getränken, Häppchen und vielen Gesprächen, unterbrochen von einigen Reden, durch den Vormittag.

Neben vielen Freundinnen und Freunden aus den Ortsverbänden des Hochtaunuskreis kamen mit Anna Lührmann und Christian Tramnitz sowohl die Direktkandidatin und -kandidat der Wahlkreise Main-Taunus und Hochtaunus, sowie auch der Fraktionsvorsitzende der Grünen Landtagsfraktion, Mathias Wagner und die langjährige Bundestagsabgeordnete Kordula Schulz-Asche.

Aber nicht nur Grüne Regionalprominenz nahm sich die Zeit, mit dem Landrat des Hochtaunuskreis, Ulrich Krebs (CDU) , Renzo Secchi, Vorsitzender des Kreistags (FW), Thorsten Schorr, 1. Kreisbeigeordneter (CDU) und der Kreisbeigeordneten Antje van der Heide (SPD) kamen auch Vertreter:innen konkurrierender Parteien aus der demokratischen Mitte. Unter „Zusammen“ und „Zuversicht“ – den beiden zentralen Begriffen unseres Angebots an die Gesellschaft in diesem Wahlkampf – ließen sich die Reden jeweils fassen: Sabine Schwarz-Odewald (Steinbach) betonte, dass trotz aller Unterschiede und Zuspitzungen während des Wahlkampfs es möglich sein muss, dass die demokratischen Parteien nach dem Wahlkampf aufeinander zugehen und gemeinsam die anstehenden Herausforderungen für Deutschland angehend. „Es gibt in jeder demokratischen Partei Personen, die man schätzen lernt und mit denen man zusammenarbeiten kann – und manchmal entstehen daraus auch Freundschaften“ berichtete sie.

Auch Anna Lührmann und Christian Tramnitz griffen dies Thema auf. Anna Lührmann berichtete von einer Begegnung im Wahlkampf, als eine Frau, deren Eltern als sog. „Gastarbeiter“ mit die Bundesrepublik aufgebaut hatten, sie fragte, ob sie heute überhaupt noch in Deutschland erwünscht seien. „Es darf nicht sein, dass wir Angst mit Angst bekämpfen“ machte Anna Lührmann klar. Um die Herausforderungen zu stemmen müssen wir zusammen kommen und dürfen uns als Gesellschaft nicht spalten lassen. Dies gelte im Kleinen wie im Großen, denn auch international kann Deutschland nur erfolgreich sein, wenn wir in Europa zusammenstehen.

Christian Tramnitz nahm den Gedanken aus seiner persönlichen Perspektive auf – in Ost-Berlin geboren hat er einen Teil seiner Jugend lang erlebt, was es bedeutet, wenn Staaten Mauern hochziehen. „Mauern stabilisieren weder Staaten noch hält es Menschen davon ab zu versuchen, diese Mauern zu überwinden“ sagte er. Und als Gesellschaft, die wirtschaftlich darauf angewiesen ist, Güter und Dienstleistungen in andere Länder zu exportieren, können wir uns solche Mauern nicht leisten, sondern müssen in Europa eine gemeinsame Antwort auf mögliche Zölle und Handelsbeschränkungen unter der Regierung Trump finden.

Mathias Wagner hob in seiner Ansprache eher auf den Aspekt der Zuversicht ab: Ja, es gibt viele Herausforderungen, denen Deutschland gegenübersteht, und ja, man habe in der Regierungsverantwortung in Hessen und im Bund nicht immer alles richtig gemacht, aber entscheidend sei doch, dass man den Willen und die Zuversicht haben müsse, in der Politik gestalten zu wollen. Der Koalitionswechsel in Hessen sei doch ein Beispiel dafür, was passiere, wenn Bündnis90/Die Grünen nicht mehr an der Regierung beteiligt seien: Plötzlich sei der Wille, die Zukunft in Hessen zu gestalten, erlahmt.

Diese Zuversicht, in der Politik etwas ändern zu können und zu wollen darf man sicherlich den Parteifreundinnen und -freunden unterstellen, die Kordula Schulz-Asche während des Neujahrsempfangs besonders ehrte: Wer sich seit 30 oder sogar 40 Jahren in unserer Partei engagiert weiß, dass Politik zwar das langsame Bohren dicker Bretter ist, aber am Ende doch ein Ziel erreicht werden kann. Dafür ist Kordula Schulz-Asche mit ihrem politischen Lebensweg auch ein Beispiel für Zuversicht, Gestaltungswillen und Unverzagtheit.

Auf diese Verzagtheit in der Gesellschaft wies Irene Hubertz (Schmitten) hin, als sie in ihrer Begrüßung aus einer tiefenpsychologischen Studie des Rheingold-Instituts zitierte: Wenn ein Teil der Bevölkerung Deutschland als „abgehängt“ empfindet und ein anderer Teil sich die Realität „schön rede“ bilde sich hier die Polarisierung der Gesellschaft ab. Deshalb seien „Zuversicht“ und „Zusammen“ eben die richtigen Begriffe zur richtigen Zeit, um diese Spaltung zu thematisieren und anzugehen.